Veranstaltungen
11.11.2010
Performance
Discoteca Flaming Star
Void of White
Discoteca Flaming Star im Kunstverein Harburger Bahnhof, Hamburg, 2009
Foto: Irene Gomez Barrio
Die Kreatur aus Mary Shelley’s Frankenstein-Roman lebt weiter: Sie endet nicht in der Selbst-Hinrichtung, sondern irrt nach 200 Jahren immer noch in maßloser Einsamkeit am "äußersten Norden des Erdballs" umher. Hass, Schuldgefühle und endlose Traurigkeit ließen ihre innere wie äußere Welt wie paralysiert werden. Ihr Leben ist geprägt von einer totalen Abwesenheit von Liebe. Sie ist umgeben von blendendem Sonnenlicht, Eiseskälte und hellstem weißem Schnee, sowie beißendem Wind. Sie stammelt deliriös Wort-, Satz- und Textfragmente vor sich hin.
Zufällig stößt die Kreatur auf drei Bücher, welche zusammen mit Frankensteins Tagebuch (ihrer eigenen Schöpfungsgeschichte) von größter Bedeutung für ihr Leben sein werden. Neben Plutarchs Lebensbeschreibungen und Miltons Verlorenem Paradies wird Goethes Werther den stärksten Eindruck in ihr hinterlassen. Fragmente dieses Gelesenen, des verzweifelt Erinnerten, sowie verbale Reflexe des Gesehenen bilden den Inhalt dessen, was die Kreatur endlos vor sich hinspricht.
Discoteca Flaming Star nimmt Void of White (Erstaufführung 2002 in Madrid) in der Villa Romana zum Ausgangspunkt eines weiteren Dialoges mit der Kreatur. Discoteca Flaming Star ist – in ihren eigenen Worten – "der Ort, an dem das Orakel durch das Nicht-Gewählte spricht. Discoteca Flaming Star ist ein Liebesbrief in anhaltender Gegenwart verfasst, ein Liebesbrief an tausende Künstler."
Cristina Gomez Barrio (*1973) und Wolfgang Mayer (*1967) leben als Künstler in Berlin. Seit 1998 arbeiten sie gemeinsam unter dem Namen Discoteca Flaming Star, einem interdisziplinären Performance-Projekt, das u.a. im Whithey Museum, New York, im Museum Moderner Kunst Wien, im Centro de Arte 2 de Mayo in Madrid, im MACBA in Barcelona und in der Tate Modern in London aufgetreten ist.