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Ausstellungen

18.03.                     29.04.2022

The Tellers

Mohamed Abdelkarim, Ali Eslami, Maha Maamoun, Basim Magdy, Islam Shabana

kuratiert von Davood Madadpoor und Katharina Ehrl (Sumac Space)

Zur Eröffnung der Ausstellung laden wir Sie und Ihre Freunde herzlich ein.
Soft Opening am Freitag, den 18. März, 16 – 20 Uhr

Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 14 - 18 Uhr und nach Vereinbarung unter Einhaltung der Anti-Covid-Bestimmungen


rosa murales

Ausstellungsansicht, Mohamed Abdelkarim, Floating Limbs–The Case of Evolution, 2019 - 22, Tusche auf Papier, Maha Maamoun, 2026, 2010, Video, 9', Mohamed Abdelkarim, Gazing… Unseeing…, 2021, Video, 9'

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Ausstellungsansicht, Ali Eslami, 8 False Mirro: Exploring the Acid Park, 2020, Video, 40'

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Ausstellungsansicht, Islam Shabana, Looking After the Red Pomegranate, 2021, 3D Scan, From Samarkand to Cairo, 2021, Video, 17', An Aperture Looking Out Onto Barzakh, 2021, Video, 1'40''

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Ausstellungsansicht, Basim Magdy, Someone Tried to Lock Up Time (Generation S), 2018 ongoing, 4 C-Prints von chemisch veränderten Dias auf Fujiflex Metallic Material, Courtesy König Galerie, Berlin, Gypsum Gallery, Cairo und artSümer, Istanbul

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Ausstellungsansicht, Basim Magdy, Someone Tried to Lock Up Time (The Ruler Won't Live Forever), 2018 ongoing, 3 C-Prints von chemisch veränderten Dias auf Fujiflex Metallic Material, Courtesy König Galerie, Berlin, Gypsum Gallery, Cairo und artSümer, Istanbul, Someone Tried to Lock Up Time (Generation S), 2018 ongoing, 4 C-Prints von chemisch veränderten Dias auf Fujiflex Metallisches Material, Courtesy König Galerie, Berlin, Gypsum Gallery, Cairo und artSümer, Istanbul

Fotos: Ela Bialkowska /OKNOstudio


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The Tellers
liegt dieselbe Fragestellung zugrunde, mit der sich bereits die digitale Ausstellung A Whole Population of Poets auseinandergesetzt hat, die auf Sumac Space präsentiert wurde, einer Plattform, die sich anhand von Programmen, kritischen Texten und Recherchen der zeitgenössischen Kunst aus dem Nahen Osten widmet.

Seit 2009, dem Jahr der Grünen Bewegung im Iran, trage ich eine Dualität von Optimismus und Angst vor der Zukunft in mir: einer Zukunft, die ich niemals als zeitliches Ereignis werde formulieren können. Vielmehr stelle ich mir meine Zukunft so vor, als ob ich die Zeitleiste einer Post-Production-App scrolle. Ich kann frei navigieren, ohne mich auf ein bestimmtes Datum festlegen zu müssen.

Ich experimentiere mit mehreren Methoden, um meine Angst zu überwinden. Eines der wirkungsvollsten Instrumente ist die eigene Vorstellungskraft, Landschaften, wie im Traum gezeichnet. Dieses Traumland dient mir als eine Form des Widerstands gegen die Welt, wie ich sie erlebe oder wahrnehme. Ich bin mir bewusst, dass dies weder eine andere Welt in Aussicht noch die Möglichkeit, sich aus dieser Welt zurückzuziehen. Aber es hilft mir dabei, Bedingungen für eine andere Art des Seins innerhalb der existierenden Welt zu schaffen.

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Die Vergangenheit des Nahen Ostens entfaltet sich in verschiedenen, miteinander verknüpften Formen. Sie umfasst - wie anderswo auch - Veränderungen im Leben der Menschen sowie das Leben von Gruppen, Kulturen und Ländern im Laufe der Zeit. Sie umfasst auch Narrative, die die Menschen über sich selbst und andere in Bezug auf diese Übergänge teilen, Mythen, die dabei helfen, Erfahrungen Sinn zu verleihen und den Weg in die Zukunft erhellen, Instrumente zur Erschaffung neuer Landschaften, um bestehenden Machtstrukturen zu entkommen.

In The Tellers laden uns die Künstlerinnen und Künstler in eine fiktive Zeit ein. Die Konstruktion von Zukunftsszenarien dient als eine Art zeitliche Feedback-Schleife, die diese Zukünfte mit der Gegenwart oder einer fernen Vergangenheit verbindet. Es handelt sich um Spekulationen in Form von Erkenntnissen, die sich auf einen Gegenstand, einen Ort oder ein Ereignis beziehen. Sie liegen in der Zukunft oder sind längst vergangen, imaginär oder derart traumatisch, dass sie sich der Erinnerung entziehen. Künstlerinnen und Künstler greifen auf das Geschichtenerzählen zurück, um neue Mythen und Geschichten zu konstruieren, vergessene und verdrängte Geschichte zu hinterfragen und sie als Simulacrum für Gesellschaftskritik zu nutzen. Zum Erzähler zu werden, bedeutet für sie, Narrative zu analysieren und neue Wahrheiten außerhalb der vorherrschenden Kulturgeschichte zu schaffen. Sie fordern heraus, die  Perspektive der /des Anderen zu verstehen, heißen uns in ihren neuen Welten willkommen und lassen uns eine Gratwanderung zwischen Realen und Irrealen erleben.

Davood Madadpoor


Im Rahmen der Ausstellung The Tellers veranstaltet die Villa Romana am Samstag, den 19. März 2022, ab 11 Uhr ein eintägiges Symposium. Mit den Beiträgen von Raffaella Baccolini (Universität Bologna, Forlì Campus), Nat Muller (freie Kuratorin, Schriftstellerin und Akademikerin) und Santiago Zabala (Professor für Philosophie an der Universität Pompeu Fabra in Barcelona) werden Kern-Aspekte der Ausstellung vorgestellt und erörtert, gefolgt von einer Publikumsdiskussion und einer Performance von Mohamed Abdelkarim.

Sumac Space ist eine Plattform, die sich anhand von digitalen Programmen, kritischem Schreiben und Forschung mit der zeitgenössischen Kunst aus dem Nahen Osten auseinandersetzt. Sumac Space legt den Fokus insbesondere auf den Dialog als Medium für die Präsentation verschiedener Forschungsformen. Dieses Format unterstützt Interaktion und Vielstimmigkeit und fördert kritisches Denken sowie persönliche Gespräche, die nicht durch körperliche Distanz oder bestimmte Ausdrucksmittel eingeschränkt werden. Sumac Space verwendet auch digitale Programme, um Künstlerinnen und Künstler sowie Kuratorinnen und Kuratoren dazu anzuregen, sich unsere Zeit neu vorzustellen und zu gestalten, und bietet einen öffentlichen Raum für Forschung und vielfältige Ausdrucksformen.


Mohamed Abdelkarim ist ein Künstler, Performer, Filmemacher und Wissenschaftler, der zwischen Kairo und Maastricht lebt und arbeitet. Er erhielt 2016 seinen MA in Arts in Public Spheres von édhéa /ecav, CH, und ist derzeit Doktorand an der Akademie der bildenden Künste Wien.
Abdelkarims Praxis ist Performance-orientiert. Er betrachtet die Performance als eine Forschungsmethode und Praxis, mittels der er Texte und Bilder produziert, die eine Vielzahl von Formen verkörpern. Er nutzt und reflektiert performative Handlungen wie Erzählen, Singen, Erkennen, Tun, Erfinden und neuerdings auch Spekulieren. Sein jüngstes Projekt setzt sich mit der Landschaft, als Zeugin "einer Geschichte, die wir verpasst haben, auseinander; und einer Zukunft, an der wir noch nicht teilgenommen haben."
Abdelkarim nahm u.a. teil an der Sharjah Biennale 11, Zunftmeister des Cabaret Voltaire, Manifesta 11, Live Works Performance Act Award Vol.5, IT und  Berlinale 72 /Forum Expanded.

Ali Eslami ist ein Künstler und Ingenieur aus dem Iran, der in Amsterdam lebt und sich seit 2014 mit der virtuellen Realität auseinandersetzt. Sein Werk umfasst mehrjährige Forschungsprojekte, die sich im Lauf der Zeit durch Spekulationen und Welt-Konstruktionen herausbilden und weiterentwickeln. Eslami beobachtet genauestens die Beschaffenheit der Realität, die conditio humana und Konstruktionen, die als selbstverständlich angesehen werden, und versucht, diese bis zum Äußersten zu treiben oder zu verzerren.
Eslamis große Leidenschaft für Kybernetik, die auf seinen Background als Ingenieur zurückgeht, bringt ihn dazu, neue Welten hinsichtlich Form und Funktion zu erschaffen. Diese Erfahrungen manifestieren sich als Realitäten, die fiktionale und nichtfiktionale Narrative verwischen und mögliche Zukünfte zum Ausdruck bringen, während zugleich Beschränkungen von Raum, Zeit und Körper in Frage gestellt werden.
2016 gewann Eslamis VR-Projekt den IDFA DocLab Award für Best Immersive Non-Fiction und 2020 das Goldene Kalb für Best Interactive beim Nederlands Film Festival (Nerd_Funk). Nebenbei ist Eslami Co-Kurator beim STRP Festival und Programmberater beim IDFA Doclab.

Maha Maamoun ist Künstlerin, Kuratorin und unabhängige Verlegerin. In ihren Arbeiten untersucht sie Form, Funktion und Aktualität gängiger visueller und literarischer Bilder als Ausgangspunkt für eine Erforschung der kulturellen Textur, die wir weben und in die wir eingewoben sind. Maamoun ist Mitbegründerin von Contemporary Image Collective (CIC) in Kairo, der unabhängigen Verlagsplattform Kayfa ta, Mitglied des Kuratorenteams von Forum Expanded (Berlinale) und Mitglied der Akademie der Künste der Welt, Köln.

Basim Magdy ist Künstler und Filmemacher. Seine Filme, Malereien und fotografischen Arbeiten stecken voller poetischer Details und farbenfroher Beobachtungen, die auf das Absurde im alltäglichen Leben anspielen. Sie verbinden Humor mit Fiktion, historischen Referenzen und kollektiven Täuschungen, die einem verwirrenden Zeitgefüge zu unterliegen scheinen, in dem sich Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft kontinuierlich abwechseln.
Magdys Arbeiten waren in zahlreichen Einzelausstellungen zu sehen, u.a. bei Röda Sten Konsthall, Göteborg, im M HKA, Museum für zeitgenössische Kunst, Antwerpen, im MAAT Museum für Kunst, Architektur und Technologie, Lissabon, der La Kunsthalle Mulhouse, FR, im MCA Museum of Contemporary Art, Chicago, bei MAXXI Rom, Jeu de Paume, Paris, im CAPC Museum für zeitgenössische Kunst, Bordeaux, der Deutschen Bank KunstHalle, Berlin. Er nahm an diversen Gruppenausstellungen teil, u.a. im MoMA und Centre Pompidou.

Islam Shabana untersucht in seinen Arbeiten die Schnittstellen zwischen Technologie, Mythologie und islamischer Philosophie. Er erforscht Konzepte wie systemisch-soziale Dynamiken, religiöse performative Rituale und okkulte Praktiken und setzt sich dabei mit Simulation, Poesie, Science-Fiction und Zukunftsspekulationen auseinander. Shabana nutzt verschiedene Technologien, um diese Konzepte miteinander zu verbinden und verknüpfende Strukturen zwischen Mythos, Fiktion und physischer Realität zu erzeugen /reproduzieren.
Seine Arbeiten wurde in u.a. in Gruppenausstellungen in der Townhouse Gallery, Kairo, dem Mosaic Rooms, London, im Iwalewahaus, Bayreuth und bei Cairotronica, das Cairo Electronic and New Media Arts Symposium, gezeigt. Shabanas audiovisuelle Performances wurden im Boiler Room, RNCM - Royal Northern College of Music in Manchester, und bei HAU, CTM Festival 2018 in Berlin präsentiert.

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