VILLA ROMANA - HOME
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Monthly Dispatch
Monatsbrief der VILLA ROMANA – August 2023

Der Monat August war langsam, lang, schnell, heiß, geschäftig, ruhig, festlich, trocken, entspannt, inspiriert und anregend, also alles andere als langweilig. Es war ein untypischer italienischer August, in dem normalerweise einfach nichts passiert oder eine lange Pause eingelegt wird. Hier in der Villa Romana lief alles anders, und zeitweise war die Welt auf den Kopf gestellt.

Das Büro arbeitete weiterhin jeden Tag: es wurde organisiert, geplant und skizziert, um die bevorstehenden Open Studios am 16. und 17. September vorzubereiten. Ein Teil des Teams war in der Sommerpause, aber die Daheimgebliebenen trugen zum ebenso ausgelassenen wie ruhigen Leben im Haus aktiv bei. Der Monat begann mit dem Takeover: der Woche, in der siebzehn Kinder unterschiedlicher Herkunft, Sprachen und Altersgruppen die Villa Romana „besetzten“ und buchstäblich unseren Raum und unseren Tagesablauf in Beschlag nahmen - wir haben es geschafft, das Büro aus ihrem Aktionsraum herauszuhalten ;)! Das in Berlin ansässige Kollektiv Archipel e.V. erklärte dazu: Ihre Anwesenheit stellte das gewohnte Leben in der Villa in Frage (...) und erfüllte das Haus und vor allem den Garten mit transformativen Spielen und viel Freude. Das einwöchige Experiment ermöglichte ein einzigartiges engagiertes Laboratorium für ein lebendiges und vertrautes Miteinander, in dem das endlose Spiel der Kinder und die Kontinuität von Schaffen – Zerstören – Wiedererschaffen, eine Ziellosigkeit zuließ, die sich als schöpfende Kraft erwies. Diese ständige Verwandlung und Gestaltung von Welten wurden zu einer Quelle der Inspiration für neue Formen von Beziehungen, des künstlerischen Denkens und des sozialen Engagements im Haus. Wir danken den Kindern Francesco, Fabrizio, Maria, Nour, Nuria, Obeida, Lila, Joia, Lia, Edoardo, Jacopo, Linda, Samuele, Samuel, Enea, Cosimo und Cosimo. Unser großer Dank gilt auch den Künstler*innen, Kurator*innen und Pädagog*innen, die das Programm vermittelt haben: Archipel e.V. (Monai de Paula Antunes - künstlerische Leiterin -, Florian Bendsen, Silvia Noronha, Niko da Paula Lefort), Dudú Kouate, The Rediscovery Planet (Marzia Duarte & Ilaria Cavallini). Im Haus klingen die temperamentvollen Stimmen der Kinder noch nach, und die Kinder, die hier wohnen, betrachten nun die ganze Umgebung mit anderen Augen. Nach diesem Moment der Lebendigkeit und intensiver Kreativität wurden die Wochen konzentrierter und ruhiger. Einige Stipendiaten waren verreist, einige Teammitglieder hatten Ferien, aber das Gartenteam und das Team der Open Studios blieben am Ball: während Victor und Ala im Urlaub waren, kümmerten sich unsere Künstler*innen, Kurator*innen und Mitglieder*innen des Gartenteams um den Garten und sorgten dafür, dass alle Pflanzen und Lebewesen die sehr hohen Temperaturen und die Trockenheit überlebten. Das ist uns ganz gut gelungen, und wir sind sehr froh, dass uns unsere grünen Gefährten enger und vertrauter geworden sind.

An den heißen Tagen haben wir auch Zeit gefunden, mit Carlotta Castellani im Archiv zu stöbern: die Kunsthistorikerin setzt sich seit einigen Jahren sehr intensiv mit dem Archiv der Villa Romana auseinander und leitet die Forschungen im Hinblick auf unser bevorstehendes 120-jähriges Jubiläum. Um Ihnen die lange und besondere Geschichte dieses Künstlerhauses nahezubringen, veröffentlichen wir alle zwei Wochen historische Fotos und Dokumente aus dem Archiv in einer Kolumne auf Instagram und zeigen in unserer kommenden Ausstellung eine sorgfältig kuratierte Auswahl historischer Materialien. Am 7. Oktober nehmen wir am nationalen Archivtag teil, öffnen unser Archiv für das Publikum und bieten Führungen mit Carlotta Castellani und dem Team der Villa Romana an.

Als paradoxe Geduldsübung haben wir uns in diesen Wochen auch unablässig mit der Bürokratie auseinandergesetzt, was natürlich nie eine leichte Aufgabe ist, aber im August eher zu einer Art Mysterium wird. In diesem Jahr finden die Open Studios mit ihrem reichhaltigen Ausstellungsprogramm in der Villa Romana in Verbindung mit einem Künstlerprojekt im historischen Zentrum von Florenz statt (lesen Sie die Neuigkeiten unten!).

Verpassen Sie auf keinen Fall den größten Termin des Jahres, der schon bald ansteht!

SAVE THE DATE!

OPEN STUDIOS 2023
16 - 17 September 2023

a house is a house is a home
16 Sepember - 19 November 2023

Die Villa Romana freut sich, die Wiedereröffnung der Villa Romana als A House for Mending, Troubling, Repairing mit den Open Studios 2023 und der Ausstellung a house is a house is a home bekannt zu geben. Das Haus öffnet seine Türen für ein größeres Publikum am 16. September mit einer Ausstellung und einem öffentlichen Programm, das bis zum 19. November laufen wird. Während des Eröffnungswochenendes am 16. und 17. September öffnen die derzeitigen Preisträger*innen der Villa Romana - Diana Ejaita, Jessica Ekomane, Samuel Baah Kortey und Pınar Öğrenci - ihre Ateliers und geben einen Einblick in ihren künstlerischen Prozess.

Das Haus wird durch die Ideen und Arbeiten der Preisträger*innen sprechen, im Dialog mit anderen Künstler*innen, die eingeladen sind, das Echo der Geschichte der Villa Romana und ihres derzeitigen Übergangs zu verstärken: Emeka Ogboh, Archive Ensemble, Radio Papesse, Álvaro Urbano, Shannon Bool, Zara Julius, Stephany Nwobodo, Aline Benecke, Erik Tollas, Ivana Franke, Daniela Zambrano Almidón und Leone Contini – die letzten beiden bilden das Gartenteam zusammen mit der Kuratorin Marleen Boschen, der Agrarwissenschaftlerin Isabella Devetta und Mitgliedern des Teams der Villa Romana.

a house is a house is a home gibt den Arbeiten der vier Villa Romana-Preisträger*innen, die seit Februar 2023 im Haus leben, Raum: den Künstler*innen, die in den letzten Monaten am Übergangs- und Kontinuitätsprozess der Institution teilgenommen haben. Ihre Anwesenheit, ihre künstlerische Forschung und ihr aktives Engagement waren von grundlegender Bedeutung für die Neudefinition der Villa Romana und haben den Weg für einige der wichtigsten Überlegungen geebnet, die in dieser Ausstellung zum Ausdruck kommen. Wie die Kuratorin Mistura Allison anmerkt, haben sie das Echo, das in der Villa und darüber hinaus schwingt, verkörpert und vervielfacht, indem sie der vergangenen und zukünftigen Arbeit dieses Künstlerhauses eine Richtung gegeben und sich gleichzeitig mit ihrer eigenen Forschungsarbeit beschäftigt haben.

Während die Künstler während des Eröffnungswochenendes ihre Ateliers öffnen, findet in den Räumen der Villa eine vielseitige Ausstellung statt, um den Nachhall der Echos auf multidirektionale Weise zu unterstützen. Und um Samen zu ziehen. So wie das Haus von den Künstler*innen und dem Team bewohnt, erlebt und belebt wird - und von den vielen Freund*innen, die an seinem täglichen Leben teilnehmen -, so ist auch die Ausstellung als ein lebendiger Organismus konzipiert: nicht als etwas Statisches und Kristallisiertes, an dem die Besucher vorbeigehen, während alles im Laufe der Wochen unverändert bleibt, sondern ein als ein durchlässiges Gefüge, das sich je nach den Rhythmen des Hauses und den Bedürfnissen und Stimmungen seiner Bewohner*innen verwandelt, bewegt und wächst.

Denn wie A House for Mending, Troubling, Repairing ist die Villa kein Raum für Kontemplation, sondern für Interaktion und Beziehung, für Transformation und Wohnraum. In einem Haus drehen sich Tische, Stühle und Gegenstände bewegen sich, gehen verloren und tauchen manchmal wieder auf. Auch die Stimmungen sind wandelbar, wie die Sonne, der Schatten und das Licht, die das Haus und seine Erfahrung im Laufe der Tage und Jahreszeiten neu formen.

a house is a house is a home und seine Wände sind nicht statisch, manchmal können sie sprechen und tanzen, bröckeln und verstauben, schützen und bedrücken. In allen Kulturen ist das Haus nie ein definiertes Konzept, sondern eine Erfahrung. Eine Erfahrung, die jenseits der westlichen Wahrnehmung meist kollektiv ist und nicht bei einem Individuum oder innerhalb der Grenzen der Kernfamilie und der biologischen Familie endet. Vielmehr stellt sie eine Kette von miteinander verbundenen und umfassenden Vertrautheiten dar, die auf gegenseitiger Abhängigkeit und Miteinander beruhen.

Das Zuhause ist nicht nur ein Gebäude, ein Ort oder eine physische Einheit, sondern vielmehr das temporäre Ergebnis permanenter Aushandlungsprozesse, in denen sich gesellschaftliche Normen und Machtstrukturen widerspiegeln und in denen ungleiche Chancen und Ressourcen in der Arbeitsteilung entstehen können. Das ist es, womit wir uns beschäftigen.

A House for Mending, Troubling, Repairing ist ein Raum, der Uneinigkeit zulässt und sich der kollektiven Reflexion öffnet; ein Ort, an dem Normativität und Kanon in Frage gestellt werden; ein Haus, in dem künstlerisches Experimentieren Hand in Hand mit sozialer Reparatur geht.

Teilnehmende Künstler*innen:

Diana Ejaita (Nigeria/Italien), Jessica Ekomane (Kamerun/Frankreich), Samuel Baah Kortey (Ghana), Pınar Öğrenci (Türkei), Emeka Ogboh (Nigeria), Shannon Bool (Deutschland), Archive Ensemble (Deutschland/Italien/Senegal), Aline Benecke (Deutschland), Zara Julius (Südafrika), Stephany Nwobodo (Nigeria/Italien), Radio Papesse (Italien), Álvaro Urbano (Spanien), Ivana Franke (Kroatien), Erik Tollas (Ungarn), Daniela Zambrano Almidón (Peru), Leone Contini (Italien).

Programm

Freitag, 15. September 2023

12:00 Pressekonferenz in der Villa Romana (RSVP: office@villaromana.org)

Samstag, 16. September 2023

11:30 Eröffnung der Klanginstallation This Too Shall Pass de Emeka Ogboh auf dem Piazzale degli Uffizi, in Anwesenheit des Künstlers und der Kuratorinnen.

16:00 Eröffnung der Ausstellung a house is a house is a home

17:00 Willkommensgruß von Elena Agudio, Leiterin der Villa Romana, und Mistura Allison, Kuratorin und Projektkoordinatorin der Villa Romana

17:15 Führung durch das Open House und die Open Studios

18:00 Performance von Diana Ejaita (im Garten)

19:00 Lecture-performance von Zara Julius (im Pavillon)

20:00 Barbecue mit Emeka Ogboh und Samuel Baah Kortey

22:00 DJ Set von Emeka Ogboh

Samstag, 7. Oktober 2023 (als Teil der Florence Art Week 2023)

10:00 - 13:00, 15:00 - 18:00 Führung durch das Archiv mit Carlotta Castellani

13:00 - 15:00 Seed Bunch, Samenbörse und Saatgutgefäß-Workshop

17:00 Orto Continuo Präsentation und Performance mit Leone Contini
(gefördert vom Italian Council)

Sonntag, 8. Oktober 2023 (als Teil der Florence Art Week 2023)

13:00 Pachamanca / Cosmic Pot: Andean Community Food Action mit Daniela Zambrano Almidón

Die vorherigen Dispaches kann man hier lesen.



Träger der Villa Romana und des Villa Romana-Preises ist der Villa Romana e.V. Hauptförderer ist die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien Weitere Förderer sind die Deutsche Bank Stiftung, die BAO-Stiftung sowie projektbezogen zahlreiche Privatpersonen, Unternehmen und Stiftungen aus der ganzen Welt

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