Veranstaltungen
06.05. 07.05.2017
Symposium
Disappearances. Appearances. Publishing
Kuratiert von Fehras Publishing Practices
Das Symposium Disappearances. Appearances. Publishing beschäftigt sich mit dem Verschwinden und Wiedererscheinen von Publikationen im historischen und kulturellen Kontext der östlichen Mittelmeerregion und Nordafrikas. Es geht dabei um die Migration von Büchern, Bibliotheken und Verlagen und dem damit verbundenen Wissen, bzw. den damit verbundenen Ideologien.
Die moderne Geschichte der Region ist von einer permanenten geographischen, politischen und sozialen Transformation geprägt. Dabei spielten Publikationen als Träger von Ideen und Wissen und als historisches Dokument eine wesentliche Rolle, um koloniale Macht zu festigen sowie moderne Ideen im kulturellen und politischen Kontext zu generieren und zu verbreiten.
Die Publikation wurde so zu einem Raum, in dem dringende historische Fragen angesprochen wurden, und zu einem Dokument, das kulturelle und soziale Umbrüche spiegelt. Sie unterlag - wie die Region – einer permanenten Transformation.
Von Beirut bis nach Damaskus und Bagdad, von Kairo bis Marokko ist am Rande von Krisen, inneren und äußeren Kriegen, Zensur und Freiräumen und durch Akte des Sammelns, Handels und Archivieren das Verschwinden und Wiederauftauchen von Veröffentlichungen zu beobachten.
Der Status des Verschwindens bezieht sich dabei nicht nur auf Verluste durch Krisen und Instabilität, sondern beinhaltet auch das Wiederauftauchen in einem neuen Kontext. Verschwinden wird so zu einer Strategie der Überlagerung und einer anhaltenden Bewegung des Wieder-Lesens.
Die Vortragenden des Symposiums - Amer Bader Hassoon, Sinan Antoon, Hala Bizri und Franck Mermier - werden Spuren des Verschwindens und Wiedererscheinens von Publikationen nachzeichnen, indem sie migrierende, gestohlene oder verlorene Bibliotheken betrachten, verschwundene Verleger und Verlage recherchieren und auf Flohmärkten und in Archivsammlungen nach Büchern suchen.
Der Publizist und Archivar Amer Bader Hassoon (Erbil) nimmt uns mit auf seine Exilreise und die seiner Bibliotheken, die er an vielen Orten gründete und verlor. Er erzählt von seinem leidenschaftlichen Sammeln von Publikationen und deren Handel und Austausch während schwieriger politischer Umbrüche. Er präsentiert sein Magazin Al-Ayam (Die Tage) und diskutiert die Bedeutung und Ansprüche eines Wieder-Lesens des Publikationsarchivs.
Der Schriftsteller und Literaturwissenschaftler Sinan Antoon (Berlin) bringt in seinem Vortrag die Publikation in Zusammenhang mit dem Akt des Schreibens. In seinem Roman Fehras stellt er die Frage nach der Rolle der Publikation als historisches Dokument und Medium der Erinnerung, des Vergessens und Verschwindens. Er verfolgt diese Frage auf der Mutanabi Straße in Bagdad und ihrer Fetischisierung als kulturelle Heimat der Bücher.
Die Bibliothekarin und Publizistin Hala Bizri (Beirut) untersucht das Verschwinden von einigen Beiruter Verlagen aus den 1940er Jahren und stellt deren Geschichten in Zusammenhang mit politischen und sozialen Veränderungen. Als Publizistin erzählt sie von ihren Erfahrungen mit der Wiederveröffentlichung von verschwundenen und seltenen Publikationen. Als Bibliothekarin wird Hala Bizri von der mündlichen Erzählung als Möglichkeit zum Studium der arabischen Verlagsgeschichte sprechen.
Der Antropholog Franck Mermier (Paris) beschäftigt sich mit dem Zusammenhang zwischen Verlagen und politischen Ideologien in der arabischen Welt. Welche Einfluss haben Publikationen auf die Generierung von politischen Ideen? Wie wird das in der Verlagspraxis reflektiert? Welche Strategien und alternativen Räume öffneten sich durch das Publizieren, um feste Strukturen und politische Mächte zu umgehen?
Programm
Samstag, 06. Mai
16 Uhr
Fehras Publishing Practices: Einführung
17 Uhr
Vortrag Amer Bader Hasson, Erbil
18 Uhr
Vortrag Sinan Antoon, Berlin
Abschlussdiskussion
Sonntag, 07. Mai
11 Uhr
Vortrag Franck Mermier, Paris
12 Uhr
Vortrag Hala Bizri, Beirut
Abschlussdiskussion