Veranstaltungen
17.02.2022
Lecture Performance
TWO UNIFORMS AND ONE COSTUME
Über das Filmen und Schneidern: was wird wie und wo kopiert
Jasmina Metwaly
19 Uhr, Dauer 60 Minuten
Der Vortrag handelt von der Reproduzierbarkeit einer bestimmten Militäruniform, die aus drei Kleidungsstücken besteht: der Original-Uniform (die von einem Anführer bei einer Militärparade getragen wird), der Kopie der Militäruniform (die in der Schneiderei angefertigt und aufbewahrt wurde) und dem Derivat (die Uniform, die wie ein Kostüm von einem Schauspieler getragen wird, der im Film den Anführer spielt).
Jasmina Metwaly benutzt Walter Benjamins Begriffe der Aura und Reproduzierbarkeit, um zu verstehen, was mit einem Kleidungsstück geschieht, sobald es aus dem Schneideratelier in ein Filmset gelangt. Sie reflektiert, wie sich der Wert der Arbeit durch verschiedene Rollen und gesetzliche Wertverankerungen verändert. Was ist der Wert einer Kopie? Kann eine Kopie zu einem Original werden, wenn sie im Kontext eines Museums zirkuliert? Wer sind die Gesprächspartner, die die Originaluniform oder das Originalkostüm anfassen?
Zum Hintergrund dieser Geschichte: 1) das Gesetz 313, nach dem Nachrichten über die Streitkräfte nur mit Genehmigung des Direktors des militärischen Nachrichtendienstes veröffentlicht werden dürfen; und das neue ägyptische Gesetz von 2014, das die Einfuhr, die Herstellung und das Tragen von Kleidungsstücken verbietet, die einer Militäruniform ähneln. Zum Beispiel: Nachahmung von Khaki oder Tarnmustern wie Multicam bei der Herstellung von Zivilkleidung. 2) Von Demonstranten produzierte Videobilder von militärischen Interventionen und Gewalt gegen Proteste oder Sit-ins in Kairo - die Rolle der Replikation und Duplizierung von armen Bildern und die Rolle des Archivs - basierend auf der Arbeit am 858.ma. Medienarchiv.
Jasmina Metwaly, 1982 in Warschau geboren, studierte am Central Saint Martins College in London und lebte lange in Kairo, bis sie die Stadt nach dem Scheitern des sogenannten Arabischen Frühlings verließ. Sie lebt heute in Berlin. Während sie in Kairo als Filmemacherin und Mitbegründerin des Mosireen Kollektivs und des Medienarchivs 858.ma aktiv war, widmet sie sich in den letzten Jahren in Audio- und Videoarbeiten der Stimme von Menschen und ihren unerhörten Geschichten. In Recherche-Prozessen geht sie der Frage nach, wie Bilder gesammelt und archiviert werden und wie sie – reaktiviert – neue Bedeutungen finden können. Jasmina Metwaly nahm international an zahlreichen Ausstellungen und Screenings teil und hatte Einzelausstellungen u.a. in den Kunst-Werken Berlin (2020) und im Hammer Museum, Los Angeles (2019 /20). 2015 /16 war sie Ko-Kuratorin des Imaginary School Programme im Ausstellungsraum Beirut in Kairo. 2020 /21 erhielt sie zusammen mit Kamila Metwaly das Berliner Künstlerische Forschungsstipendium.